Die Zweitfrau by Ploetz Gabriele

Die Zweitfrau by Ploetz Gabriele

Author:Ploetz, Gabriele [Ploetz, Gabriele]
Language: deu
Format: epub
Published: 2013-09-25T16:00:00+00:00


Kapitel 6

Knappe zwei Wochen später, am 30.11.2009, machen wir uns auf den Weg nach Essen. Das Wetter ist bis dahin mild gewesen. Nichts deutet darauf hin, dass es Winter ist. Aber pünktlich zu unserer Abfahrt wird es bitterkalt. Es friert in der Nacht zuvor und wir müssen morgens wirklich zeitig losfahren. Mir wird ein wenig flau im Magen bei dem Gedanken an die lange Fahrt. Es sind immerhin weit über 500 km und das bei dem Wetter! Aber all das hilft nichts. Wir stehen also auf, nehmen noch ein kleines Frühstück zu uns und starten. Anfangs geht es gut, aber natürlich wird es, je weiter die Zeit voranschreitet, schlimmer. Der Verkehr verdichtet sich im Berufsverkehr und die Fahrt dauert relativ lange. Es ist mit Elke ausgemacht, dass wir die erste Nacht, bevor Peter seinen Termin in der Klinik hat, bei ihr übernachten. So können wir morgens in Ruhe die restlichen 100 km fahren und es ist gewährleistet, dass wir pünktlich in Essen ankommen.

Es ist kein lustiger Abend, den wir zu dritt verbringen. Die Ungewissheit lastet auf uns. Niemand will ausschließlich über die Krankheit reden, aber es gibt kein Thema das wichtiger ist. Da Peter und ich von der Fahrt und natürlich auch vor Anspannung, was nun der morgige Tag bringen wird, müde sind, gehen wir bald zu Bett.

Am nächsten Morgen verabschieden sich Peter und Elke, die wieder arbeiten gehen muss. Sie überlässt mir einen Schlüssel, sodass ich das Haus jederzeit betreten kann. Wir packen noch rasch die Koffer um, damit Peter seine Kleidung und all die Krankenunterlagen, die sich mittlerweile angesammelt haben und die er selbstverständlich dabei hat, mitnehmen kann. Dann fahren wir los.

Bedrohlich wirkt die Klinik auf mich. Nicht etwa, dass sie düster ist. Mein Gefühl hat sicher mehr mit dem zu tun, was uns dort wohl erwarten wird. Ansonsten liegt das Haus etwas abseits, mitten im Grünen. Die Außenanlage wirkt gepflegt; das Personal ist freundlich; jeder grüßt, der vorbei kommt. Peter meldet sich an, dann müssen wir, wieder mal, warten. Wir sind nicht die Einzigen, das haben wir auch nicht erwartet. Aber so viele Menschen, die hier sitzen, das erstaunt mich doch sehr. Und alle wirken ängstlich, blicken mit trübem Blick vor sich hin, lächeln nicht. Mir kommt es bei einigen vor, als hätten sie bereits abgeschlossen. Keiner ist alleine da, immer sitzt jemand mit bekümmerter Miene daneben.

Es ist ganz leise in diesem Wartebereich. Niemand verliert ein lautes Wort, alles ist wie in Watte gehüllt. Man spürt die Angst allenthalben. Ich selbst hasse Kliniken. Mir fehlt das Vertrauen.

Als Peter endlich an der Reihe ist, geht dann alles sehr schnell. Eine Schwester kommt, holt uns ab und weist Peter sein Zimmer zu. Wieder räume ich seinen Koffer aus, lege alles in den Schrank. Wir gehen den Telefonanschluss anmelden und sitzen dann da und warten. Nun darf er das Zimmer nicht mehr verlassen. Es sollen wieder Untersuchungen vorgenommen werden. Peter, der natürlich weiß, wie ungern ich in Krankenhäusern bin, schickt mich los. Ich habe ja noch eine Stunde Fahrt vor mir bis zu meiner Freundin.



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